Referenten würdigen Ernst Henn
Vikar stellte sich gegen die Gräueltaten der Nationalsozialisten
Cloppenburg (mt). Das Leben und Wirken von Vikar Ernst Henn stand im Mittelpunkt des 329. Historischen Nachmittages im OM-Heimatbund. Eingeladen hatte der Geschichtsausschuss.
Rund 60 Besucher waren gekommen, um den Ausführungen über Henn zu lauschen, die der ehemalige Realschulrektor Werner Nilles in einem differenziert vorbereiteten Referat vortrug. Nilles stellte besonders den Mut Ernst Henns heraus, der nach dem Novemberpogrom des Jahres 1938 den Nationalsozialisten gegenüber kein Blatt vor den Mund genommen habe. Zudem klagte er ihre Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die auch in Cloppenburg tiefe Spuren hinterlassen hatten, öffentlich an.
Bis heute sei es ein Wunder, dass der Terrorapparat der Nationalsozialisten sich nicht an Henn nach dessen offener Kritik vergriffen habe. Eine mögliche Erklärung dafür sah der Referent im Kreuzkampf. Es könnte sein, dass das Verhalten der Bevölkerung im Oldenburger Münsterland im Kreuzkampf 1936 die Nationalsozialisten von einer Verhaftung Henns abgeschreckt hätte.
Den Mut Ernst Henns, sich aus christlicher Überzeugung gegen das rechtsradikale Gedankengut und gegen das menschenverachtende Handeln der Nationalsozialisten aufzulehnen, griff Dechant Bernd Strickmann in seinen Ausführungen zur Aktualität auf. Mit Bezug auf Passagen des Jakobusbriefes ermutigte der Geistliche die Zuhörer, gerade heute auf den sichtbar wachsenden Rechtsradikalismus zu reagieren.
Das couragierte Vorgehen Henns verdeutliche die Wichtigkeit, neuen Formen des übersteigerten Nationalismus und der Fremdenfeindlichkeit sowie sämtlichen Formen des Antisemitismus aus christlicher Überzeugung entschlossen entgegenzutreten.
Dechant Strickmann lobte die Entscheidung der Bürgerstiftung Cloppenburg, im vergangenen Jahr den „Vikar-Henn-Preis für Zivilcourage“, ins Leben gerufen zu haben.