Artikel aus der Nordwest-Zeitung vom 08.08.2018
Gesucht ist jemand aus der Region, der Mut bewiesen hat. Die Preisverleihung ist am 110. Geburtstag von Vikar Henn geplant.
Oldenburger Münsterland Als Märtyrer und Widerstandskämpfer in der Zeit des Nationalsozialismus ist Ernst Henn in die Geschichte eingegangen. Erst im vergangenen Jahr wurde ihm zu Ehren der Vikar-Henn-Platz hinter der St.-Andreas-Kirche in Cloppenburg eingeweiht. „Das kann es nicht gewesen sein. Die Menschen hier sollen mehr von seinem mutigen Wirken erfahren. So kam uns die Idee für den Vikar-Henn-Preis für Zivilcourage“, sagt Hubert Breuer, Kuratoriumsmitglied der Cloppenburger Bürgerstiftung.
Bei einem Pressegespräch am Dienstagmittag im Cloppenburger Kreishaus stellte Breuer gemeinsam mit Henn-Biograph Werner Nilles und Dechant Bernd Strickmann von der Kirchengemeinde St. Andreas sowie Schirmherr Landrat Johann Wimberg den Vikar-Henn-Preis für Zivilcourage vor.
„Wage Mut“ lautet die Lösung hinter dem Preis, der erstmals am 18. Februar 2019 vergeben soll – am 110. Geburtstag von Henn. Dotiert ist der Preis mit 2500 Euro. Ausgezeichnet werden soll damit eine Person, eine Personengruppe oder Institution, die sich im Alltag mutig gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung, Unterdrückung oder für Gerechtigkeit engagiert hat.
Vorschläge für den oder die Preisträger aus dem Oldenburger Münsterland sind bis zum 1. Dezember bei der Bürgerstiftung Cloppenburg einzureichen (Sevelter Straße 6, info@burgerstiftung-clp.de oder Telefon 04471 8504532). Der Vorschlag ist mit einer schriftlichen Begründung sowie den Kontaktdaten des oder der Vorgeschlagenen einzureichen. Am einfachsten funktioniert dies mit einem Vordruck, der auf der Internetseite der Bürgerstiftung zu finden ist. Aus den eingereichten Vorschlägen ermittelt eine Jury den Preisträger.
„Die Verleihung passt gut in unsere Zeit“, findet Schirmherr Wimberg, „wir erleben derzeit eine Rassismus-Debatte und rassistische Tendenzen in Gesellschaft und Politik.“ Gerade jetzt könnten ein Preis für Zivilcourage sowie die Erinnerung an einen Widerstandskämpfer ein Zeichen setzen, findet auch Strickmann. Vor allem junge Menschen sollten so ermuntert werden, wie Henn gegen Unrecht, Rassismus und Diskriminierung einzutreten, wünscht sich Breuer.
Zur Person
- Ernst Henn wurde am 18. Februar 1909 in Elsass-Lothringen geboren. Sein Abitur machte er 1927 in Cloppenburg. Er studierte in Münster Theologie. Am 9. Januar 1933 wurde er Kaplan in St. Andreas.
- In seinen Predigten kritisierte Henn das Nazi-Regime. Er wurde bespitzelt, verhört und angeklagt.
- Bis 1940 arbeitete er in Dinklage, ehe der Geistliche zum Heeresdienst einberufen wurde. An Silvester 1942 kehrte er verwundet nach Vechta zurück, ab November 1943 war Henn als Vikar in Löningen tätig.
- Dort opferte er am 11. April 1945 beim Hissen der weißen Fahne sein Leben. Ohne die Fahne hätten Panzer das Feuer eröffnet. Der Vikar wurde 2015 in das Martyrologium des 20. Jahrhunderts aufgenommen